Fragwürdige Verkehrsberuhigung
Spätrömische Dekadenz oder Schildbürgertum?

Quelle Bild: 20min

Polittalk, erschienen in leicht gekürzter Form in den Wiler Nachrichten vom 08.07.2021

Als ich, vor meiner Wahl ins Stadtparlament, hinter einem Stadtbus über den Hofberg fuhr, bei einer dieser neuen Bushaltestellen die teilweise zwei Drittel der Strasse belegen, dachte ich anfangs an irgend eine temporäre Baustelle und sagte mir entnervt: „Zum Glück ist die ja bald wieder weg.“ - Leider falsch gedacht! Zwischen bereits bestehenden und neuen Hindernissen und den neuen „Bushaltestellen“, (die höchstens als „Rail“ für Skateboardfahrer vernünftig in der Landschaft stehen), war schon damals offensichtlich nicht genügend Platz für einfache Kreuzungsmanöver mit einen Bus, geschweige denn einem Lastwagen oder gar zwischen Bussen. Egal wie präzise die Busfahrer*Innen ihr Handwerk verstehen. Auch wie mit dieser „Verkehrsplanung“ ein vernünftiger Winterdienst gewährleistet werden kann, notabene auf einer Strasse mit sehr starkem Gefälle, hat mir noch niemand schlüssig darlegen können.

Der Umwelt und den Verkehrsteilnehmern ist damit nicht gedient. Ständiges Anfahren und Bremsen, Kupplungsverschleiss, Reifen- und Bremsabrieb, Lärm, Mehrverbrauch, Staus und unnötige Unfälle, um nur ein paar Fakten zu nennen. Die Verkehrssicherheit wurde, vollkommen offensichtlich, nicht verbessert. Vielleicht gehöre ich auch zu einer aussterbenden Sorte Mensch, die sich (noch) offen getraut zu sagen, dass ich sogar 50 eigentlich langsam finde, und mir 30er-Zonen nicht gerade zusagen.

Eine intakte Strasse zu renovieren, nur um sie im nächsten Schritt mit (CO2-intensiven) Betonklötzen, Metallstangen und sonstigen Hindernissen zu blockieren, da kommen mir nur Zwei Begriffe in den Sinn: Spätrömische Dekadenz und Schildbürgertum!

Wil braucht eine gute Standortattraktivität. Dazu gehört meines Erachtens auch Professionalität und eine gute Portion gesunden Menschenverstand in der Umsetzung von baulichen Veränderungen. Um investierte Steuergelder nicht einfach zu verschleudern, täten wir gut daran, auch die Kommunikation mit den direkt Betroffenen zu verbessern und deren Einwände ernst zu nehmen:

Anwohner*Innen, Busfahrer*Innen, Winterdienst-/Schneepflugfahrer*Innen, Müllwagenfahrer*Innen, Lastwagenfahrer*Innen und Feuerwehrleute, sollten von Anfang an in solche Planungsprozesse einbezogen werden! Damit könnte man auf einfache Weise viel Geld und Nerven einsparen sowie Lebensqualität gewinnen.

Soviel ich weiss, ist sich auch die Vorsteherin des Departements Bau, Umwelt und Verkehr dessen bewusst und wird hoffentlich die Fehler ihrer Vorgänger korrigieren.

Fragwürdige Verkehrsberuhigung
Marco Albrecht 7 Juli, 2021
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